China-Marketing: Das lässt sich nicht übersetzen

Du schaust mit deiner PR-Agentur "Sturmfest" gerade sehr aktiv nach China, berätst deutsche Kunden, die dort geschäftlich aktiv sein wollen, in der Kommunikation. Wie hast du dich auf dieses Feld vorbereitet, und ganz wichtig: Was sind die häufigsten Fehler?
Als Agentur befassen wir uns inhaltlich bereits seit rund drei Jahren mit dem chinesischen Markt. Für ein großes Logistikunternehmen aus Hamburg sind wir intensiv in das Thema Onlinehandel in China eingetaucht. Dabei haben wir erfahren, welche Potenziale der Markt für deutsche Unternehmen bietet, was beim Markteintritt beachtet werden muss und wie chinesische Konsumenten ticken. Der Weg war dann nicht mehr weit, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie Produkte in China vermarktet werden. Oder wie es deutsche Unternehmen schaffen, eine mediale Sichtbarkeit in China herzustellen.
Vor Ort hosten
Werbetreibende sollten allerdings die soziokulturellen Unterschiede beachten. Beispielsweise macht es wenig Sinn, deutsche Webseiten einfach nur zu übersetzen. Man muss diese vielmehr an die bunte und informationslastige Umgebung anpassen, die chinesische Konsumenten gewohnt sind. Aufgrund der chinesischen Firewall sollten die Webseiten zudem nicht auf einem westlichen Server liegen, sondern vor Ort gehostet werden.
Außerdem muss man wissen, dass in China eine sehr digitale Konsumgesellschaft herangewachsen ist. In dieser verschwimmen die Grenzen zwischen dem digitalen und stationären Handel auf eine für die westliche Welt wegweisende Weise. Kommunikations- und Verkaufskanäle laufen in den sozialen Medien zum sogenannten Social Shopping zusammen. Vorschnell auf allen Kanälen aktiv zu werden, ist jedoch wenig sinnvoll.
SEO für Baidu
Zielführender ist es, eine digitale Strategie und passende Infrastruktur zu entwickeln. Hierbei kommen neben Webseiten, Apps, und Social Media Accounts bei WeChat Von TenCent in China entwickelter Messanger Dienst, der darüberhinaus viele weitere Funktionen, wie z.B. Payment bietet. Aktuell gibt es ca. 1 Mrd. Nutzer. & Co., auch Webshops auf relevanten Plattformen, Mobile Payment sowie SEO und Content-Marketing für die Suchmaschine Baidu ins Spiel.
Auch haben sich Werbetreibende schon gefragt, weshalb kaum jemand zu ihrem lokalen Event kam. Bis ihnen klar wurde, dass der 4., 14. oder 24. eines Monats kein passendes Veranstaltungsdatum ist. In China gilt die "4" als Unglückszahl, weil sie ähnlich wie das Wort für "Tod" klingt.
Lokal denken
Wir regen Kunden also dazu an, lokal zu denken. Dafür haben wir ein Beratungsangebot entwickelt und uns auch personell verstärkt. Über Workshops und Inhouse-Seminare bereiten wir Kunden auf die Anforderungen des chinesischen Marktes, die kulturellen Rahmenbedingungen und die Besonderheiten in der Zielgruppenansprache vor. Zusätzlich unterstützen wir bei der Auswahl und Steuerung passender Agenturpartner vor Ort.
Quick & Dirty
Deine ungefilterte, wöchentliche Arbeitszeit: Schwer zu sagen. Ich habe nie zwischen Arbeitszeit und Freizeit getrennt oder mich über Arbeitsstunden definiert. Die Grenzen sind fließend. Auch wenn ich nicht im Büro bin und mir Zeit für die Familie nehme, bin ich trotzdem für Kunden und Mitarbeiter erreichbar. Dinge, die ich tagsüber nicht schaffe, erledige ich abends. Das kommt allerdings selten vor.
Die größte Herausforderung: Sehe ich in der zukünftigen Entwicklung und Ausrichtung unseres Beratungsangebots. Wir müssen uns im Umfeld digitaler Transformationsprozesse immer schneller neu erfinden und aufstellen, um auch in vier, acht oder zwölf Jahren eine Daseinsberechtigung am Agenturmarkt zu haben.
Dein Lieblingstool: Das Telefon. Nichts ist wichtiger als das persönliche Gespräch.
Diese Personen inspirieren mich: Meine Frau, mein sechsjähriger Sohn und ein großartiger Freundeskreis, weil sie mich jeden Tag bestärken, Dinge richtig zu gewichten. Aber auch Menschen wie Marcella Hansch, deren Initiative "Pacific Garbage Screening" hoffentlich eines Tages dazu beiträgt, die Weltmeere von Plastikmüll zu befreien.
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